Präsentieren
Der Schein ist verführerisch: Bunte Bilder an der Wand, und der Referent bietet am Computer stehend kluge Gedanken dazu. Fast jeder hat gute Gedanken; aber eine gute Präsentation zu erstellen, erfordert etwas Geschick, auch wenn die Programmbeschreibungen sagen, es sei ganz einfach. Es gibt im wesentlichen drei Programme: Microsoft PowerPoint, Apple Keynote, OpenOffice Impress.
Inhalt
Am Anfang der Arbeit stehen die Gliederung und die Überlegung, was man denn zeigen muss, denn vieles braucht man nur zu erzählen. Niemand möchte ein Referat an der Wand mitlesen. Geeignet für Präsentationen sind Grafiken, Diagramme, Bilder, Filmausschnitte und wichtige Zitate – sofern sie den Vortrag inhaltlich bereichern, unterstützen oder notwendig sind. Reine Schmuck-Elemente sind heiße Kandidaten für das Weglassen.
Es ist angenehm, alles in Ruhe zu sehen, im Optimalfall bleibt eine Folie mindestens drei Minuten an der Wand – besser sieben Minuten lang. Also lieber viel Mühe in die Grafiken stecken und diese ausführlich als Basis für Erklärungen und Erläuterungen nehmen. Dabei leisten Mauszeiger oder Pfeile gute Dienste. Nervöse Leute verzichten lieber auf das Zeigen, da ein zittriger Mauszeiger peinlich ist. Grafiken nur mit Schlagworten begleiten, „Lese-Folien“ sind zu vermeiden, sonst hätte man auch einfach ein Buch schreiben können.
Sind die Gedanken gut gegliedert, kommen sie als Stichpunkte auf die Folien; etwa ein halbes Dutzend pro Folie. Nicht nur die Rechtschreibung ist wichtig, sondern auch die Harmonie der Formulierungen: „Erhöhung der Akzeptanz“ und „Effektivität gesteigert“ passen nicht zusammen. Eine Folie muss übrigens nicht voll sein, um zu wirken. Zwei einzelne Stichpunkte, zu denen man etwas erzählt, sind oft viel überzeugender.
Aufbau
Weil die Technik eine hohe Streikneigung hat, bietet sich ein technischer Test vor dem Vortrag an. Gegebenenfalls sind dabei die Bildschirmauflösung anzupassen und der Beamer einzustellen; ein Testbild kann dabei helfen. Laptops schließt man ans Stromnetz, um Ärger mit den Stromsparmodi zu vermeiden. Der Bildschirmschoner wird entweder deaktiviert oder seine Wartezeit möglichst hoch gesetzt.
Da niemand sehen will, wie der Computer-Desktop aussieht, ist die erste Folie leer, und der Beamer wird erst gestartet, wenn die Präsentation sie anzeigt. Die letzte Folie der Präsentation ist ebenfalls leer. Die zweite Folie setzt den organisatorischen Rahmen und stellt klar: Wer redet wann wo worüber, bei welchem Anlass und wie groß bzw. umfangreich ist das Thema.
Zu Anfang deutet der Referent an, was die Zuhörer erwartet, indem er eine Leitfrage präsentiert oder kurz den Aufbau erzählt, während das Thema an der Wand steht. Man muss so etwas nicht mitlesen. Ist das Referat in Kaptitel aufgeteilt, macht er bei jedem Abschnitt deutlich, dass etwas Neues kommt. Bei hoher Komplexität des Themas kann es sich anbieten, eine Übersicht mit den Kapiteltiteln zu Anfang und zu Beginn jedes Kapitels einzubauen.
Eine einzelne Folie ergibt sehr selten ein ganzes Kapitel; doch im Zweifelsfall lieber eine kompakte Folie mit hohem Erläuterungspotenzial verwenden als künstlich das Kapitel auf mehrere Folien strecken. Jedes Teilgebiet beginnt mit einer großen Überschrift und einem kurzen Abriss oder der Leitfrage.
Dabei ist keine Folie zu voll. Geht etwas auf der nächsten Folie weiter, zeigt das ein kleiner Pfeil oder drei Punkte in der unteren rechten Ecke – bei guter Planung kommt das jedoch nicht vor. Jede Folie hat eine eigene Überschrift und sinnvollerweise auch einen Hinweis auf das Thema, das kann beispielsweise ein kleiner Schriftzug unten sein. Zwei Folien tragen niemals denselben Titel, sondern weisen auf den jeweils besonderen Inhalt hin, beispielsweise als „Effizienzsteigerung: Drei Methoden“, dann „Effizienzsteigerung: Das Meier-Programm“ usw.
Die letzte Folie enthält die wichtige Zusammenfassung bzw. ein Fazit und steht praktischerweise während der Zuhörer-Fragen noch an der Wand. Floskeln wie „Vielen Dank fürs Zuhören“ sind peinlich. Einer guten Präsentation merkt jeder an, wenn sie zu Ende ist.
Stilistisches
Man benutzt nur Schriften, die jeder gut lesen kann, am besten serifenlose (Serifen sind die kleinen Häkchen an den Buchstaben; dieser Text wird serifenlos angezeigt). Schriftgrößen unter 12 Punkt sind tabu, besser ist eine Schriftgröße von 16 Punkt oder größer.
Auch die richtige Farbwahl ist wichtig, denn beispielsweise rote Schrift auf schwarzem Hintergrund ist kaum lesbar. Es sollte so einfach und angenehm wie möglich sein, die Folien aufzusaugen: unaufdringliche Farben im Hintergrund, deutliche Markierungen, gut erkennbare Grafiken. Optisch wird nur hervorgehoben, was auch inhaltlich von Wichtigkeit ist – der Inhalt steht bei jeder guten Präsentation im Vordergrund.
Es sieht immer elegant aus, einen einheitlichen Aufbau für alle Folien zu haben: Stil und Farbe der Überschrift, des Textes, Aufzählungen, Beschriftungen, Hintergrundfarbe, Aufteilung der Folie. Von den zahlreichen Möglichkeiten, um die nächste Folie erscheinen zu lassen, sind nur die geeignet, die schnell gehen und gut aussehen. Im Zweifelsfall lieber gar keine Effekte. Falls welche zum Einsatz kommen sollen, gilt es ganz besonders, sich als Dramaturg zu beweisen und herauszufinden, welcher Übergang dem Thema am besten dient. Für Kapitelwechsel oder andere markante Stellen kann ein zweiter Effekt angebracht sein. Fliegen aber alle Folien von oben und Kapitelfolien von unten ein, verwirrt das die räumliche Wahrnehmung. Dann lieber von der Seite.
Sind Veränderungen darzustellen, können Animationen helfen. Doch Bewegung oder nachträgliches Erscheinen auf der Folie verleihen dem jeweiligen Element genauso wie Farbe eine Wichtigkeit, die es vielleicht nicht hat. Ist das Detail in einem Bild oder einer Grafik wichtig, dann erst die Gesamtansicht zeigen oder sie klein mit einblenden.
Zwei Abschlussregeln
„Kill your darlings“, lautet das Motto. Die Effekte und Möglichkeiten, die am besten gefallen, sind meist solche, die am wenigsten passen. Die Reduktion auf das Wesentliche hat stets die größte Wirkung. Mut zum Understatement! Eine schlichte, einfarbige Krawatte wirkt auch eleganter als eine wild gemusterte.
Die beste Präsentation rettet keinen schlechten Vortrag, aber eine schlechte ruiniert einen guten. Wer im Vorfeld bei der Planung spart, hat hinterher mehr zum Drüber-Ärgern.
Technische Hinweise
Schriften:
- serifenlose Schriften
- Schriftgröße mindestens 12 pt (besser 16 pt oder mehr)
- starker Kontrast
- einheitliches „Wording“
Bilder, Grafiken:
- sind „Diener des Inhalts“
- nicht ablenkend
- deutlich erkennbar
- nicht gespiegelt, gedreht oder verzerrt
Animationen:
- vermeiden
- Raumlogik beachten
- rasch, schnell, flott
- keine Details nachträglich einblenden
Folien:
- alles auf einmal zeigen
- übersichtlich strukturieren
- alle im selben Aufbau
- alle im selben Design
Farben:
- vermeiden
- es muss in Schwarz-Weiß funktionieren
- deutliche Kontraste schaffen
- Falschfarben bei Beamern bedenken
Autor: Alexander Florin bei LinkedIn